Friday 22 October 2010

Liepes Lust

Einer der kleinsten Marathons der Welt oder auch, nach Aussage der Organisatoren, einer der schönsten Marathons führte eine kleine Abordnung der Stolpertruppe ins Wendland zum Wendlandmarathon. "Hier wird jeder Marathonläufer mit Handschlag begrüßt!" Das wollten Martin, Anneke und ich uns nicht entgehen lassen.
Im Wendland angekommen, merkt man, dass dies ein sehr dünn besiedelter Landstrich ist. Kleine Rundlingsdörfer empfangen die Läufer mit gelben Kreuzen, die darauf hinweisen, dass die Menschen sich hier gegen das Atommüllendlager in Gorleben, liegt nicht weit vom Start des Marathons entfernt, wehren.
Am Sportlerheim in Liepe treffen sich dann auch 30 Läufer und 2 Läuferinnen, um nach einem Handschlag vom Organisator des Laufes auf die offiziell vermessene Strecke zu gehen. Viele Zuschauer, wie bei den großen Stadtläufen, sind hier Fehlanzeige. Pferde, Kühe, ja sogar einige Kraniche beäugen misstrauisch die Läufer. Natur pur!

Die Wendländer von der IGAS Wendland, übersetzt Intressengemeinschaft Ausdauersport, haben sich viel Mühe gegeben, die Strecke zu kennzeichnen. Weiße Pfeile weisen den Läufern den Weg und an kritischen Stellen stehen zusätzlich hilfsbereite Feuerwehrmänner.

Wir gehen den Lauf locker zu dritt an. Nach ca. fünf Kilometern verabschiedet sich Anneke und möchte lieber in ihrem eigenen Tempo laufen. Martin und ich laufen noch locker mit 5:30 im Schnitt weiter. Wie schon bei seinem Helgolandmarathon zeichnet sich Martin durch einen großen Hunger an den Verpflegungsstationen aus, nach seinen kulinarischen Stopps muss er mich immer wieder einholen, was allerdings nach der dritten Verpflegungsstation ausbleibt. Na ja! - Er wird sich sein Rennen schon einteilen. Ich versuche in meinem Tempo weiterzulaufen, da ich im Vorfeld eigentlich kein richtiges Marathontraining gemacht habe, traue ich mir nicht zu, schneller als 5:30 zu laufen, um am Ende nicht einzubrechen. Das scheint mir hier besonders fürchterlich zu sein, da man völlig allein ist und von niemanden am Rand aufgemuntert werden kann.
Da es sich bei diesem Marathon um eine Wendepunktstrecke handelt, trifft man alle Teilnehmer auf der Strecke mindestens einmal. Der führende Läufer, der später mit ca. drei Stunden ins Ziel kommen wird, kommt mir ebenso entgegen, wie der letzte, nach dem ich gewendet habe. Genauso kann ich nach meiner Wende Martin und Anneke anfeuern, die mir beide nach der Wende entgegenkommen.

Bis Kilometer 38 läuft es bei mir recht gut und ich kann recht konstant mein Tempo halten und den Schnitt von 5:30 sogar auf 5:15 hochbringen. Nach der letzten Verpflegungsstelle komme ich aber nur schlecht in Gang und laufe nur noch einen Sechser-Schnitt. Kein Mensch weit und breit der mich auf den letzten vier Kilometern noch anfeuern kann. Mit meinen letzten Reserven jogge ich dann doch noch ins Ziel und werde von meiner "Fankurve" freudig begrüßt.

Fazit: Der Wendlandmarathon macht wirklich Spaß. Nette Leute! Schöne Strecke! Landschaft pur! Mit anderen Worten: Liepes Lust!